top of page
Pollack

Trauma und Kommunikation

Die Fähigkeit Gefühle, Bedürfnisse und Informationen an unsere Umwelt zu vermitteln, schafft Grundsteine für das eigene Erleben von Sicherheit und Zugehörigkeit. Eigen- und Fremdkontrolle sind nur dann möglich, wenn es Wege gibt, dass Innen zu erfassen und es ins Außen zu transportieren. Es ist daher von enormer Wichtigkeit, diesen Aspekt in der Arbeit mit Klient:innen zu berücksichtigen.Für traumasensibles Arbeiten ist es unerlässlich, Menschen die Möglichkeit zur kommunikativen Interaktion zu geben. Ein besonderes Augenmerk liegt im folgenden Text auf Menschen, die durch medizinische Interventionen und körperliche Einschränkungen (vorrübergehend) nicht in der Lage sind, verbal zu kommunizieren.

Kommunikation ist mehr als das gesprochene Wort -
Kritische Auseinandersetzung mit Kommunikation auf der Intensivstation

Das gesprochene Wort gilt als Non-Plus-Ultra im Rahmen medizinsicher, sprachtherapeutischer oder pädagogischer Prozesse. Das führt in der Praxis häufig dazu, dass Menschen, sollten Sie nicht in der Lage sein verbal zu kommunizieren, grundlegend die Fähigkeit zur Kommunikation abgesprochen wird. Ist es nicht aber eigentlich die mangelnde Fähigkeit des medizinischen Personals sich auf alternative Kommunikationswege anzupassen?

​

Im Rahmen diverser Studien wurde die Bedeutung einer erhaltenden Kommunikationsfähigkeit im intensivmedizinischen Kontext untersucht. Folgt man diesen Studien, so kann das Etablieren von Alternativen Kommunikationswegen das Stress- und Frustrationserleben von Patient:innen deutlich reduzieren  (Pateck et al, 2006) und den Einsatz schmerzlindernder Medikamente vermindern kann (Happ et al, 2004).

 

In diesem Zusammenhang kann man das Bereitsstellen von Alternativen Kommunikationsmitteln aufgrund des verminderten Stresserlebens sicher als trauma-präventive Maßnahme im intensivmedizinschen Kontext betrachten.

Daher stehen im folgenden Links zu Materialien zur Verfügung, die eine angepasste Kommunikation für Menschen, die vorrübergehend nicht verbal kommunizieren können, zur Verfügung.

Links
zum
Thema

https://www.uk-im-blick.de/blog/post/klinik -

Materialsammlung für die Kommunikation im medizinischen Kontext

https://www.metacom-symbole.de/downloads/download_materialien.html
Schmerztafeln, Ja-Nein-Karten, Grundbedürfnisse vermitteln

 

Weiterführende Informationen zur Nutzung von UK
https://www.gesellschaft-uk.org/ Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V.

https://www.uk-im-blick.de/  Seite der LogBUK GmbH

Eindrücke
aus der Praxis

In meiner Arbeit als Logopädin auf diversen Intensivstationen begegnete ich täglich Menschen, deren sprachliche Ausdrucksfähigkeit massiv eingeschränkt war . Sei es durch medizinische Maßnahmen wie Beatmung oder Sedierung oder auch als Folge organischer Schädigung wie Schlaganfälle, entzündliche (Hirn-)-Erkrankungen, Delir oder ähnlichem.
Eigentlich liegt es nahe, dass es mein therapeutischer Auftrag gewesen wäre, alternative Kommunikationswege gemeinsam mit den Patient:innen zu entwickeln und anzuwenden. Die tatsächliche Praxis sah jedoch anders aus.

Ziel war in den meisten Fällen entweder das Therapieren von Schluckstörungen oder das Wiederherstellen verbaler, sprachlicher Fähigkeiten. Dabei ging es häufig um das Ziel: Der Mensch soll wieder verbal kommunizieren können.
Aber was passiert auf dem Weg dahin? Welche Möglichkeit bieten wir Menschen in diesen Situationen trotzdem aktiv und selbstständig zu kommunizieren?


Der reine, medizinische Fokus auf  "Heilung ist, wenn die Störung weg ist" verschließt den Blick auf bestehende Ressourcen und vor Allem auf basale, menschliche Bedürfnisse: Partizipation und Teilhabe. 
 

Es sollte daher in der therapeutischen Praxis nicht allein und ausschließlich darum gehen, Folgen körperlicher Erkrankungen "wegzutherapieren". Es geht darum vorrangig daran mitzuwirken, dass das größtmögliche Maß an Teilhabe für den:die Klient:in hergestellt wird.

Literatur

Patak, L., Gawlinski, A., Fung, N. M., Doering, L. V., Berg, J. & Henneman, E. A. (2006). Communication boards in critical care: patients’ views. Applied Nursing Research, 19(4), 182–190. https://doi.org/10.1016/j.apnr.2005.09.006

Happ, M. B., Roesch, T. K., & Garrett, K. (2004). Electronic voice-output communication aids for temporarily nonspeaking patients in a medical intensive care unit: a feasibility study. Heart & lung : the journal of critical care, 33(2), 92–101.

https://doi.org/10.1016/j.hrtlng.2003.12.005

bottom of page