Die traumatische Stressverarbeitung
Wie Menschen Stress erleben und verarbeiten ist seit Jahrzehnten Gegenstand psychologischer und medizinischer Forschung. Insbesondere weil das Konfrontiert sein mit alltäglichen Stressoren so ubiquitär auftritt, können aus dieser Forschung nicht nur die Psychologie sondern ebenso andere angrenzende, wissenschaftliche Bereiche profitieren. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Erkenntnisse auch in den Bereichen der somatischen Medizin, der Pädagogik oder beispielsweise auch in der Beratung von Unternehmen integriert werden.
Gerade in medizinischen, pädagogischen, therapeutischen Arbeitsbereichen lohnt sich daher das Auseinandersetzen mit der physiologischen und traumatischen Stressverarbeitung. Es gibt professionellen Helfer:innen Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen, die Stresssituationen ausgesetzt sind oder waren und befähigt außerdem zum Ergreifen nachhaltiger, präventiver Maßnahmen.
Die Abwehr- oder Verteidigungskaskade nach Schauer und Elbert (2010)
Grundlage der menschlichen Stressreaktion ist es, dass psychische Gleichgewicht und somit die psychische Handlungs- und Funktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten und im Extremfall das Überleben zu sichern. Diese damit verbundenen Mechanismen der Stressabwehr fassen Schauer und Elbert (2010) in einer "Verteidigungskaskade" zusammen. Diese kann Aufschluss über das Verhalten und Erleben von Menschen mit erhöhter oder auch traumatischer Stressbelastung geben und vermittelt außerdem ein grundlegendes Verständnis für daraus resultierende, möglicherweise dysfunktionale Verhaltensweisen.

Die Reaktion eines Menschen auf Stress verläuft nicht immer linear und ebenso wenig einheitlich. So lange das Bewusstsein weiterhin erhalten ist, können sich während einer belastenden Situation Reaktionsweisen ändern und auf neue Umstände anpassen. Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, sich den Verlauf der menschlichen Stressreaktion mit Hilfe dieses Verlaufsmodells zu verdeutlichen. Es beschreibt sehr eindeutig die sequenzielle Kette von Reaktionsmustern, die es uns ermöglichen, Gefahrenreize abzuwehren und so auch unser Überleben zu sichern.
Literatur
Neuner, F., Catani, C. & Schauer, M. (2021b). Narrative Expositionstherapie (NET). Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.
Sachsse, P. U. (2018). Traumazentrierte Psychotherapie: Theorie, Klinik und Praxis - Mit einem Vorwort von Luise Reddemann. Klett-Cotta.
Schauer, M. & Elbert, T. (2010). Dissociation Following Traumatic Stress. Zeitschrift für Psychologie mit Zeitschrift für angewandte Psychologie, 218(2), 109–127. https://doi.org/10.1027/0044-3409/a000018